english summary: EEG measurements in rat brains suggest what happens in mammalian brains during death - quite unexpected findings!
Lieber Hiver und irgendwann einmal Betroffene!
Seit ewigen Zeiten fragen sich die Menschen, was wohl nach dem Tod passiert. Die Wissenschaft kann zumindest versuchen zu erforschen, was während des Todes passiert.
Mysteriös bleiben z.B. nach wie vor die Nahtod-Erlebnisse (NTE) (1), die so gar nicht im Einklang sind mit dem, was ein EEG aufzeichnet (nämlich schon ca. 20 Sekunden nach einem Herzstillstand eine Nulllinie, also keine Hirnaktivität mehr (2)). Können angesichts dessen überhaupt diese komplexen Sinneseindrücke wie bei den berichteten NTE entstehen? Immerhin berichten ca. 10% (3) bis 20% (4) aller Überlebenden eines Herzstillstand von solchen Sinneseindrücken, die sich auch überraschend ähnlich sind und unabhängig von Religion auftreten (Tunnel, Licht am Ende, ausserkörperliche Wahrnehmungen,...)!
Quelle
Oder sind diese Erlebnisse nur Halluzinationen des aufgrund von Sauerstoffmangel sterbenden Gehirns und die Ähnlichkeit untereinander liegt nur daran, dass auch die Gehirne gleich aufgebaut sind (die Hardware sozusagen, unabhängig vom Inhalt)? Manche Forscher glauben, dass NTE auch mit dem Schlafverhalten zu tun haben (Personen mit Nahtoderfahrungen hatten auch oft schwere Schlafstörungen wir REM sleep intrusions und Schlafparalysen) (5).
Leider gibt es so gut wie keine neurologische Daten aus dieser Übergangsphase. Kein Wunder: "Wenn ein Patient im Sterben ist, haben die Mediziner genug damit zu tun, sein Leben zu retten – für neurologische Untersuchungen bleibt da keine Zeit (1)." Und gezielt solche Nahtodzustände herbeiführen wäre so ziemlich das Unethischste was man sich vorstellen kann (es würden sich auch schwer Probanden für solche Versuche finden lassen). Die derzeit einzig bekannte Möglichkeit ist, die NTEs, die Menschen erfahren hatten, mit Hypnoseverfahren zu reproduzieren und dabei deren Gehirnströme zu messen. Die Ergebnisse sind zwar vielversprechend, doch haben sie auch starke Einschränkungen (6).
NTEs experimentell auslösen, das machte eine Arbeitsgruppe um Jimo Borjigin von der University of Michigan, allerdings an Ratten. Sie implantierten neun Ratten Elektroden in das Gehirn, narkotisierten sie (aus ethischen Gründen), lösten durch Injektion einer Kaliumchlorid-Lösung ins Herz einen Herzstillstand aus und beobachteten, was dann im EEG geschah (7).
Entgegen den Erwartungen ebbte die Hirntätigkeit der sterbenden Tiere nicht allmählich ab, sondern flackerte noch einmal stark auf. Nachdem das Herz der Ratten aufgehört hatte zu schlagen, gab es einen abrupten Anstieg an Hirnströmen. Einige davon (unter anderem Gammawellen) waren auffallend geordnet und mit anderen Hirnströmen synchronisiert, und zwar in weit größerem Ausmaß als im zuvor gemessenen Wachzustand. Die Muster waren komplett anders als bei einem Koma, einem epileptischen Anfall oder einer Narkose (man weiß, wie diese Muster bei Ratten aussehen).
Nach diesem ca. 30 Sekunden langen "Aufbäumen" der Rattengehirne wurden die Signale aber schwächer und ebbten endgültig ab, und zumindest die Geräte zeichneten keine Aktivität mehr auf. Die Forscher summierten die Ergebnisse so: „Diese Beobachtungen sprechen dafür, dass das Säugetiergehirn auch während des Sterbens noch das Potenzial für ein hohes Niveau der internen Informationsverarbeitung hat.“
Zwar stammen ihre Daten nur von Ratten. Die Mediziner halten es aber für durchaus wahrscheinlich, dass es auch beim Menschen einen ähnlichen „letzten Schub“ gibt und dieser eine mögliche biologische Grundlage der Nahtod-Erlebnisse darstellt. Diese bei den Ratten beobachteten Aktivitäten wurden aber neurologisch bei Menschen (noch) nicht gemessen.
Natürlich werden wir niemals wissen können, was Ratten oder andere Tiere im Augenblick des Todes empfinden, selbst wenn es ähnlich wäre zu den Empfindungen von Menschen, aber dennoch ist diese Arbeit sehr interessant. Ich denke, wir müssen aber weiter gehen als uns darauf zu beschränken, Gehirnströme zu messen, denn die können nicht der Wahrheit auf den Grund gehen. Immerhin berichten Personen nach Nahtoderlebnissen, was bis zu 3 Minuten nach ihrem Herzstillstand im Operationssaal passiert war, ein Bereich, in dem laut Schulmedizin eigentlich gar keine Gehirnaktivität mehr vorhanden hätte sein sollen (8)!
Quellen:
(1) https://weather.com/de-DE/gesundheit/news/kind-zeichnet-nahtod-erlebnis-wissenschaftler-sicher-gibt-bewusstsein-jenseits-von
(2) https://www.scinexx.de/dossierartikel/blick-ins-sterbende-gehirn/
(3) https://www.scientificamerican.com/article/what-near-death-experiences-reveal-about-the-brain/
(4) https://www.sciencemag.org/news/2013/08/probing-brain-s-final-moments#:~:text=Neurologist%20Jimo%20Borjigin%20of%20the,of%20rodents%20after%20a%20stroke.
(5) https://www.nbcnews.com/health/health-news/can-science-explain-what-people-see-feel-during-near-death-n1024316
(6) https://www.nature.com/articles/s41598-019-50601-6
(7) https://www.pnas.org/content/110/35/14432
(8) https://www.scinexx.de/dossierartikel/wenn-der-geist-seiner-eigenen-wege-geht/
posts zum Thema:
"Wie wir sterben"