RE: Warum man auf keinen Fall Insekten essen sollte!

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Insgesamt ist auch diese Thematik eine spalterische. Der Mensch soll sich selbst als Schädling und Störer auf Erden fühlen, weil was er isst, wie er liebt, wie er sich bewegt, wohin er geht, mit wem er geht, was er tut und was er lässt, zersplittert sich in tausende Teile und so ist jedes Thema, das wie die Sau durch das Dorf getrieben wird, Anlass "darüber eine Meinung zu haben". All diese tausenden von "Untersuchungsgegenständen" erfassen den Mensch bloß als Meinungsmaschine.

Dieses Weltbild "Der Mensch als Zerstörer und Schädling" ist das eigentlich schädlichste von allen.

Es ist das Übernehmen eines eher asiatisch geprägten Welt-Verständnisses und kommt, so denke ich, aus der Doktrin des Buddhismus.

The Eastern saints were saints because they wanted to be swallowed up. The Western saint, like St. George, was sainted by the Western Church precisely because he refused to be swallowed.

Whether you call the Eastern attitude an extension of oneself into everything or a contraction of oneself into nothing is a matter of metaphysical definition.

The effect is the same, an effect which lives and throbs throughout all the exquisite arts of the East. This effect is the Sing called rhythm, a pulsation of pattern, or of ritual, or of colours, or of cosmic theory, but always suggesting the unification of the individual with the world. But there is quite another kind of sympathy, the sympathy with a thing because it is different.

G. K. Chesterton

Eingebunden in den religiösen Rahmen der asiatischen Kultur ist nicht nur nichts dagegen zu sagen, wenn sich die asiatischen Völker an ihren eigenen Doktrin orientieren, es ist völlig nachvollziehbar - umgekehrt aber ist es ebenso. Mitgefühl mit allen Kreaturen zu haben, ist nichts Falsches. Essen aber muss ich trotzdem. Wenn mein Mitgefühl dazu führt, mich selbst als den größten Sünder auf Erden zu halten, der nur dann ein guter Mensch ist, wenn er am besten gar nicht existiert, muss ich das nicht zwangsläufig so sehen. In der buddhistischen Lehre wird die Geburt nicht gefeiert, sie ist die Ursache des menschlichen Leids, nach der man immer wieder unglücklicherweise in den Kreislauf des Lebens hineingeboren wird, so lange, bis man es nicht mehr wird (Nirvana).

In der christlichen Weltsicht ist das Geborenwerden nichts tragisches, der Mensch ist für Gott seine Kreatur und er "macht sich die Welt Untertan".

Diese beiden (nicht einzigen) Weltsichten haben ihre Berechtigung, weil sie sich voneinander unterscheiden und dadurch eine Art Balance herstellen, bei der im positiven Sinn die eine Sicht der anderen ihre Übertreibungen aufzeigt. Wo zu viel "die Welt sich untertänig machen" herrscht, kontert man mit "sich selbst der Welt untertänig machen".

Christen - und das sind wir nun mal auf diesem Teil der Erde - können nicht ihre durch Religion geprägte Anschauung einfach wechseln wie ein Unterhemd, dazu sitzt die kulturelle Prägung und ihr Erbe viel zu tief. Und warum soll man sich so etwas auch wünschen oder es sich künstlich anerziehen?

Wenn ich in einer kritischen Stimmung bin, so ist es mir, als würde der Westen vom Osten nur das Schlechteste übernommen haben (Nihilismus, Passivität) genau wie umgekehrt der Osten vom Westen (Aggressivität und Aktionismus).
Dann aber denke ich, es besteht im Grunde überhaupt kein Unterschied und das sehe ich als das weitaus größere Problem an. Wenn ich über Großstädte etwa nachdenke, dann finde ich keine bedeutsamen Unterschiede zwischen Los Angeles und Berlin oder London und Tokio usw. - ich habe für mich konstatiert, dass solche Unterschiede unbedingt wichtig sind und das Eliminieren solcher Unterschiede nicht erstrebenswert. Um einen Vergleich zu geben: Wenn alles mit allem verschmilzt, stirbt es den Hitzetod (ich glaube, man nennt das Entropie).

"Einigkeit untereinander haben" ist ihrer Natur nach begrenzt, eben bis genau dahin, wo sie eine Grenze zu einer anderen Art von sich einig seienden Menschen bildet. Es gilt, in diesem Spannungsverhältnis kunstvoll zu leben, sich kunstvoll zu streiten, zu debattieren und einen Frieden zu finden, der weder das eine noch das andere auszulöschen sucht, sich aber dennoch behauptet.



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