Der Fall Eben Byers

Liebe Leser,

Eben McBurney Byers (*1880; †1932 in New York) war ein reicher US-amerikanischer Geschäftsmann, Besitzer einer Stahlfirma, Amateurmeister im Golf und Mitglied der amerikanischen High Society (1).
Aufgrund anhaltender Schmerzen im Arm nach einem Sturz aus einem Hochbett während einer Eisenbahnfahrt im Jahr 1927 verschrieb ihm sein Physiotherapeut das "patientierte" Medikament Radithor.

Radithor, von einem Quacksalber namens William John Bailey hergestellt, war nichts anderes als destilliertes Wasser, das mit den radioaktiven Radium-Isotopen 226Ra und 228Ra versetzt worden war, sodass es eine Aktivität von mind. 37000 Becquerel pro Fläschchen hatte, ca. 1 Mikrocurie (2). Zum Vergleich, in D. ist der Grenzwert bei Lebensmitteln 60 Becqerel/100g(3)!
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https://de.wikipedia.org/wiki/Radithor

Vermutlich wären ein paar Dosen davon nicht gefährlich gewesen (Radium-hältige Produkte waren damals gar nicht selten, dem Radium wurde eine Heilwirkung angedichtet (4)), aber Byers hatte trotz des damals hohen Preises von 30$ (der für die meisten seiner Zeitgenossen wohl limitierend bei der Verwendung war) bis 1930 angeblich den Inhalt von 1400 Flaschen eingenommen - die drei- bis vierfache Menge einer absolut tödlichen Radium-Dosis!

Unklar ist, warum er derart lange auf dieser "Therapie" blieb. Er war offenbar von dem Mittel extrem überzeugt und empfahl es auch seinen Freunden (von denen einer ebenfalls tödlich verstrahlt wurde). Erst 1930 hörte er auf mit dem Mittel, als ihm die ersten Zähne auszufallen begannen.

Die tragischen Folgen der Verstrahlung waren, dass durch die Einlagerung des Radiums in die Knochen er sowohl Unterkiefer als auch fast den kompletten Oberkiefer schliesslich verlor (die sog. Radiumkiefer) und sich auch seine anderen Knochen auflösten. Schon davor hatte er Schmerzen im Kiefer und schwere Kopfschmerzen, aber bis knapp vor seinem Tod begriff er nicht, dass er unheilbar und dem Tod geweiht war (nicht untypisch für Strahlenopfer). Radiologen, die ähnliche Symptome auch bei Arbeitern in den Radium-Fabriken gesehen hatten, schalteten Rechtsanwälte ein, um Radithor gründlicher zu untersuchen - zu spät für Eben Byers.

Übrigens, die grausamen Fotos, die im Internet unter den Namen Eben Byers zirkulieren, zeigen nicht ihn, sondern vermutlich einen unbekannten Soldaten, dem das Kiefer durch eine Granate weggespengt wurde(5)!
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https://www.reddit.com/

Schliesslich stellte sich heraus, dass William John Bailey, der Hersteller von Radithor, keinerlei medizinische oder sonstige wissenschaftliche Ausbildung genossen hatte und schon 14 Jahre zuvor in einem Gerichtsverfahren verurteilt worden war wegen des Vertriebs eines Fake-Aphrodisiakums(6). Nach Bekanntwerden der desaströsen Effekte von Radithor stellte seine Firma den Betrieb ein, Bailey selbst aber wurde nie zur Rechenschaft gezogen. Seine Verteidigung war, dass er ja das Mittel nur aufgrund ärztlicher Anordnung verkaufte. Nicht unerwähnt sollte aber bleiben, dass die Verschreiber des potentiell tödlichen Mittels eine 17%-Provision vom Verkaufspreis erhielten - eine damals übliche Praxis. Und obwohl die schädlichen Auswirkungen von radioaktiver Strahlung - auch dank des sehr medienwirksamen Todes von Eben Byers - in den frühen 1930ern schon längst bekannt waren, schwörten noch immer viele Mediziner auf die angeblichen positiven Wirkungen von radiumhältigen Mittelchen.
Schon Mitte der 1920er Jahren waren auffallend viele junge Arbeiterinnen (die sog. radium girls), die Zifferblätter von Uhren mit radioaktiver Leuchtfarbe händisch bemalten, an Krebs und anderen Strahlenwirkungen gestorben(7). Die Hersteller der Farbe (wie etwa die US Radium Corporation) hatten einen Zusammenhang mit Radium noch Jahre danach vehement abgestritten und zu vertuschen versucht! Es waren diese Gerichtsprozesse, die schliesslich erst einen systematischen Strahlenschutz mit sich brachten.

Ein eindrucksvolles und trauriges Beispiel dafür, dass es erst etlicher tragischer Todesfälle bedarf (oder weniger, dafür prominenter!), bevor zuvor scheinbar sichere (oder "nebenwirkungsfreie" - Zitat Karl Lauterbach) neue Therapien oder Methoden in der breiten Öffentlichkeit erkannt werden als das, was sie wirklich sind.

In den letzten 100 Jahren hat sich daran leider nicht viel geändert, bloß die Hersteller haben sich inzwischen rechtlich besser abgesichert(8)!

Quellen:
(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Eben_Byers
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Radithor
(3) https://www.welt.de/print/die_welt/politik/article12841286/Becquerel-und-Sievert.html
(4) https://www.chemie-master.de/pse/pse.php?modul=Ra_geschichte
(5) https://www.reddit.com/r/InternetMysteries/comments/12wimmk/does_anyone_know_the_origin_of_this_image_ive/?rdt=56471&force_seo=1
(6) https://time.com/archive/6749075/medicine-radium-drinks/
(7) https://historyinpolitics.org/2022/10/08/industries-of-exploitation-the-radium-girls-and-the-state-of-industrial-working-conditions-today/
(8) https://report24.news/nach-pfizer-auch-eu-geheimvertraege-mit-moderna-geleakt-keine-haftung-keine-garantie/

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The story of Eben Byers and Radithor is tragic and illustrates the dangers of unregulated medical treatments.

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Intersting, strong "Fallout" association/vibe for me :D

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This story reminds me of something that happened just a few years ago, with a certain jab that , after changing names a few times and being banned in certain countries and for certain age groupes, has been removed from the market because "it is not updated for variants" (the other 2 jabs are probably 10 times worse!!!), but probably the truth will be spoken to the pubblic only years and years ahead !!!

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Interessante Story!

Nicht nur die Hersteller, auch die Ärzte haben sich besser abgesichert. Ich denk jetzt gar nicht an "verabreichte Vorsorgen", sondern an die gängigen Chemo Praktiken, wo die Studienlage so einseitig betrachtet wird. Studien, die keinen finanziellen Nutzen bringen würden, gar nicht in gutem Ausmaß durchgeführt werden.

Aber solange wir in einer Gesellschaft leben in der eine "schnelle Lösung ohne über den Tellerrand nachzudenken" gelebt wird; wo es das Wichtigste ist, dass der Schein der schönen Haare, der Schein des Funktionierens, auch der der schönen Zähne (ha, ein Thema für sich) gelebt wird, was soll sich da ändern?

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In den letzten 100 Jahren hat sich daran leider nicht viel geändert, bloß die Hersteller haben sich inzwischen rechtlich besser abgesichert(8)!

UND die Provisionen manch einer Verschreiber übersteigen deutlich die 17%-Marke. Im Bereich der Radiologie zu arbeiten ist auch heute noch alles andere als "nebenwirkungsfrei"; für manche kommt ein Wechsel zu spät.

PS. Super informativer Beitrag 👍

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Impressive! There are many stories of people playing with radioactive elements, this one looks like an horror story ehhee
THere is an interesting story in my home country, Brazil with Cesio. a kid found it in a garbage dump, it was tragic!

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It's still the same old story. Profit comes before health.
Only the means of mass manipulation have become much more sophisticated!

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This is shocking... My God. Very weel done post, mate! I heard about this but couldn't remeber any details and the way you present it, it's just fascinating.

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Interesting footnote to this story: In the 1970s I worked with a man who had painted the dials on those watches in his youth. If I remember correctly, I think he used to wet the brush tips with his tongue (does that make sense, or is my memory incorrect?). Anyway, he had become aware of the dangers in the seventies but it didn't seem he suffered any ill effects. Maybe in decades that followed he would. I don't know. Left that job in 1974.

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They were indeed encourages to do this "tip-pointing" with their tongues or lips! Crazy in hindsight. Really interesting that he was not affected. Maybe just luck.

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