Pilzfestspiele Teil 2 - die Bilder!
Liebe Leser und Pilzfreunde,
in Teil 1 gab es Fakten zu Pilzen und der Symbiose zwischen Pilzen und Pflanzen.
Im Folgenden wie versprochen ein paar Fotos von der Pilzwanderung mit einer der Top-Pilzkenner der öst. mykologischen Gesellschaft.
Vorab, einige der gemachten Fotos sind leider nicht sehr scharf, da ich nicht viel Zeit zum fotografieren hatte (ich musste auch die Namen der Pilze mitschreiben, sonst hätte ich mir nichts gemerkt 😰). Namen in fett gedruckt bedeuten, dass der Pilz mit ziemlicher Sicherheit korrekt bestimmt wurde (aber trotzdem ohne Gewähr, DYOR)!
Apropos Fotos, hier ein paar Tipps zum professionellen Fotografieren und Dokumentieren von Pilzen (falls man sie danach melden oder bestimmen will):
- Immer mehrere Fotos eines Pilzes machen (Draufsicht, Seitenansicht, Unterseite, Stiel/Knolle, Längsschnitt und Habitatfoto) - habe ich leider meist nicht beherzigt
- Neben welchen Bäumen ist er gewachsen, in welchem Substrat?
- Geruch (mehlig, fruchtig, unangenehm, säuerlich, fischig, etc.)
- Bei Täublingen und Milchlingen ist für Kenner eine Geschmacksprobe möglich (scharf oder mild, etc.), aber Achtung: Bist Du nicht sicher, ob es ein Täubling oder Milchling ist, dann mach besser keine Geschmacksprobe 😁; die Proben übrigens IMMER ausspucken
Auf liegendem Totholz sehr häufig (in Laubwäldern) ist die (ungenießbare) Violettrandige Tramete (Trichaptum biforme), die nur bei den jungen Fruchtkörpern leicht an der Farbe zu erkennen ist.

Das Judasohr (Auricularia auricula-judae) ist ein gallertartiger Speisepilz, der seitlich an lebenden Bäumen (oft an Holundersträuchern, Sambucus nigra) wächst und von ihnen parasitiert. Der Name rührt daher, dass sich Judas angeblich an einem Holunderstrauch aufgehängt hatte (was aber eher eine spätere Zuschreibung ist, da es nicht historisch belegt ist).

Der essbare, aber sehr bittere Ziegelrote Schwefelkopf (Hypholoma lateritium) kann verwechselt werden mit dem...

... giftigen Grünblättrigen Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare), dessen Hut meist heller, die Lamellen aber dunkler sind als beim ziegelroten.


Der auffällige Specht-Tintling (Coprinopsis picacea) ist zwar hübsch, aber auch stark giftig.

Ein Grubiger Wurzelrübling, auch Wurzelnder Schleimrübling (Hymenopellis radicata), die Mykologen sind sich nicht einig, ob die Art zur Gattung der Schleimrüblinge oder Wurzelrüblinge gehört. Sie ist zwar essbar, gilt aber als minderwertig.

Der giftige Rosa Rettich-Helmling (Mycena rosea) ist leicht zu erkennen an der rosa Farbe und an seinem rettichartigen Geruch. Er bildet eine Ektomykorrhiza mit Laubbäumen, vor allem Rotbuchen.

Hier ein anderes Exemplar mit einem kleinen Besucher.


Animiert mit Grok :)
Auch oft bei Buchen zu finden ist der essbare Gelborangemilchende Helmling (Mycena crocata). Bei Verletzung scheidet er die namensgebende gelborangefarbene Flüssigkeit aus.

Ein Ritterling, eventuell der Strohblasse Ritterling (Tricholoma album) oder der Weiße Ritterling (Tricholoma pseudoalbum), wobei beides möglichersweise die gleiche Art ist (in der Systematik ändern sich manchmal Artabgrenzungen, wenn DNA-Analysen dazu gemacht werden).

Der Blutmilchpilz (Lycogala epidendrum) mit seinen kugelförmigen, ungestielten Fruchtkörpern ist gar kein Pilz, sondern gehört zu den Schleimpilzen.

Schleimpilze gehören weder zu den Pilzen noch zu den Tieren und sind auch kein einheitliches Taxon. Typisch für diese Einzeller(!) ist, dass sich aus den Sporen Amöben bilden, die sich teilweise zusammenfinden (fusionieren) zu einer vielkernigen Zelle, sich dann schneckenartig fortbewegen können (mit Pseudopodien) und irgendwann bilden sie dann wie Pilze einen Fruchtkörper, aus dem wieder Sporen hervorgehen.
Der Flaschen-Stäubling (Lycoperdon perlatum) ist weiß, wenn er noch jung ist und wird später gelblich bis gelbbraun. Er ist essbar, aber kochen kann man ihn nicht, weil er dann zäh wird. Achtung, Verwechslungsgefahr mit jungen Exemplaren des Weißen Knollenblätterpilzes (Quelle).

Der Gift-Häubling (Galerina marginata) ist, wie schon der Name verrät, tödlich giftig und wächst an Totholz. Die tödliche Dosis soll etwa bei 100–150g frischer Pilze liegen (Quelle). Die zum Verwechseln ähnlich aussehenden Stockschwämmchen (nur im Stiel unterscheiden sie sich) sind daher zu meiden, wenn man sich nicht ganz sicher ist!

Der ungenießbare Kohlen-Kugelpilz (Daldinia concentrica) lebt an abgestorbenen Laubhölzern wie Buchen oder Eichen und ist recht selten.

Hier noch ein paar Bilder von Pilzen, die ich gefunden hatte, als ich in den letzten Tag unterwegs war. Wir hatten hier teilweise herrlich sonniges Herbstwetter, das zum Wandern einlud!

Ein Apfeltäubling?

Ich benutze die Pilzapp "Picture Mushroom", die in einigen Fällen plausible Treffer auswirft, aber sich in anderen offensichtlich irrt. Leider gibt es am Markt keine gute Pilzbestimmungs-App, oder könnt Ihr eine empfehlen?
Die beiden nächsten sind vermutlich Helmlinge, aber welche (es gibt in Europa über 100 Arten)?


Schmetterlings-Tramete oder Samtiger Schichtpilz? Ich habe keine Ahnung.

Der Befall an diesem Stamm ist ziemlich eindrucksvoll.

Ein recht ähnlicher Pilz vom Habitus, eventuell der Striegelige Schichtpilz?

Das ist wohl ein Zunderschwamm (Fomes fomentarius).

Das Innere von Zunderschwämmen "brennt wie Zunder" und wurde seit der Steinzeit benutzt, um Feuer zu machen. Unsere frühen Vorfahren konnten damit auch eine Glut aufbewahren und so Feuer transportieren. Auch Ötzi hatte Zunderschwamm dabei. Dieser vielseitige Pilz wurde auch für bestimmte Textilien verwendet, als blutstillendes und entzündungshemmendes Heilmittel und zum Räuchern.
Hat jemand eine Idee, welcher dieser auffallend bläuliche Pilz sein könnte? Ein Grünspan-Träuschling (Stropharia aeruginosa)?

Zumindest dieser hier ist eine leichte Bestimmung: Ein Parasol oder auch Gemeiner Riesenschirmling (Macrolepiota procera)


Flaschenstäublinge gab es zuhauf.

Dieser hier ist sogar zweiköpfig.

Vermutlich ein Mönchskopf.

Selten, aber doch: Der Fliegenpilz (Amanita muscaria)

Der Name kommt laut neueren Erkenntnissen doch nicht von dem Brauch, Fliegenpilzstücke in gezuckerte Milch einzulegen und so Fliegen anzulocken und zu töten. Tests haben ergeben, dass sich Stubenfliegen auf diese Weise nur vorübergehend betäuben lassen und dann munter weiterfliegen. Es scheint eher so zu sein, dass Fliegen besonders im Mittelalter als Symbol des Wahnsinns galten (in der Bibel waren sie Strafe Gottes, in der Antike Symbol für Sünde, Verfall und das Böse, vgl. den Filmtitel "Herr der Fliegen"). Weil der Pilz dafür bekannt war, stark psychoaktiv und halluzinogen zu wirken (wer ihn einnimmt, verliert die Kontrolle und agiert wie im Wahn, z.B. die Berserker sollen Fliegenpilze eingenommen haben), nannten ihn die Menschen wohl Fliegenpilz.
Übrigens ist er nicht so giftig wie behauptet. Die tödliche Dosis scheint "erst" bei 10 Pilzen zu liegen. Da ist das (hitzestabile, d.h. durch Kochen nicht zerstörbare) Amanitin des Grünen Knollenblätterpilzes weit gefährlicher (die tödliche Dosis liegt bei unter 35g Frischpilz)!
Ich hoffe, die Sammlung hat Euch soweit gefallen.
Es kommt demnächst noch eine Fortsetzung, da ich noch einige andere interessante Pilze gefunden hatte, aber der Post ist ohnehin recht lange geworden.
Eventuelle Korrekturen oder Ergänzungen bitte in die Kommentare. Danke!
Disclaimer:
All pics by @stayoutoftherz

Quellen:
https://myk.univie.ac.at/
https://www.pilze-deutschland.de/
https://www.123pilzsuche.de/
https://www.pilzfinder.de
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Super Beitrag!
Danke!
Unglaublich diese Vielfalt an Pilzen, selbst bei uns in Mitteleuropa.
Das Potential dieser ist in großen Teilen unerforscht.
Danke für die Mühe der Aufarbeitung!
Diese Pilzsache ist eine komplexe Welt, in meinem Land gibt es keine große Kultur des Pilzkonsums, ich bin davon fasziniert, sie sind sehr gut, aber ich kenne nur die, die zu Pizzen hinzugefügt wird.
Ich würde gerne mit einem Pilzexperten wandern gehen, da würde man viel lernen.
Grüße
I was so interested but sadly it’s not in English. I still love the photos anyway especially the angle. Stunning
Sehr ausführlich - welche davon sind 'Magic Mushrooms' oder gibt es die hier nicht? In Canada, besonders in meiner Nachbarprovinz British Columbia, werden diese gesucht, und zur besten Zeit dafür ist es wie eine Völkerwanderung von Hippies.
Jetzt sind sie ja nicht mehr auf der strengsten Verbotsliste: Magic Mushrooms Guide 2025 - eher toleriert. Mit der Politik in Canada zur Zeit muss man ja auf Drogen zurückgreifen um es auszuhalten (Cannabis ist ja bereits legalisiert).
Keine, falls Du die suchst, dann am besten den Spitzkegeligen Kahlkopf
https://de.wikipedia.org/wiki/Spitzkegeliger_Kahlkopf
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You have presented us with some amazing mushroom photography. I think it is a matter of luck to see such mushrooms with your own eyes, otherwise the common people would never see such beautiful mushrooms in front of them.
It just depends how much time one spends searching for it, and to be at the right location. I spent hours and hours strolling through different areas :)
The biggest collection on Hive? maybe.
on my memory, @borjan 's blogs of his forest and medows trips with macro lens always were the biggest :D
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