RE: Gedanken zur Simulationshypothese

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Die „Ja/Nein-Theorie“ ist dermaßen einladend, dass ich sie spontan in mein persönliches Grundsatzprogramm aufgenommen habe. Sie offenbart mir nämlich die reale Möglichkeit, auf Fragen, zu denen mir bisher nichts weiter als ein ahnungsloses Gesicht und ein offenstehender Mund eingefallen ist, für meine Verhältnisse relativ flott zu beantworten.
Mein persönliches Drama begann nämlich mit einer Entscheidung von oben herab, mich auf ein naturwissenschaftlich-neusprachliches Gymnasium zu entsenden. Der ausschlaggebende Grund des Befehlsgebers: Wenn der Vater die Mathematik liebt, dann trifft es wohl auch auf den Sohn zu! Dass mein Erzeuger jedoch von jeher falsch programmiert war, deutete ich ihm gegenüber zwar öfter an, doch fanden meine tiefsinnigen Deutungen kein Gehör. So kommt deine Ja/Nein-Theorie leider viele Jahre zu spät. Mein offenstehender Mund vor der riesigen Tafel im Physiksaal brachte mich in so manchem Jahr nahe an den Abgrund. Hier muss ich auch deiner These zustimmen, dass jener Beobachter (den ich im Moment umgangssprachlich als Gott bezeichnen will) sich einen feuchten Kehricht um das kümmert, welche Qualen sein simulierter Physik-Versager durchleidet. Er fragt sich wohl eher, ob nach einer Heirat oder vor einer Weltreise der Arbeitsspeicher oder die Festplatte erweitert werden sollte! Ich tendiere mehr zum Arbeitsspeicher, da das Aufleuchten der Nachricht Keine Rückmeldung für das harmonische Eheleben nicht sonderlich förderlich scheint.
Zweifel an der kompletten Simultan-Welt kommen mir jedoch auf, wenn ich mich ins Dorf aufmache und mir dort Lucia (meine Nachbarin) über den Weg läuft, die ihrem Verlangen nicht widerstehen kann, mir ihre Ansichten über das Weltgeschehen an die ungeschützte Wange zu kleben. Nur ganz nebenbei bemerkt: Die Welt von Lucia hat einen Radius von 3 Kilometer. Jedenfalls habe ich größte Zweifel, dass ein simultan gesteuertes Wesen so viel ausgemachten Blödsinn abzuspeichern weiß.
Zum Abschluss noch eine Bemerkung zu der Phase vom Wachsein in den Schlaf. Da geht es mir genau wie dir – lediglich meine Frau erlebt jede Sekunde mit. Dann folgt ein Schubser in meinen Rücken und die Bitte: „Nicht schnarchen.“



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Die Wege des Beobachters sind unergründlich, eventuell hat eine bizarre Art von Humor oder Bösartigkeit, die uns völlig fremd sind.

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Eher beschleicht mich das Gefühl, als wäre auch „ER“ lediglich ein Rad in dem System, bei dem es herauszufinden gilt, wer es mit Energie versorgt.
Könnte es somit nicht doch sein, dass unser Gehirn in bestimmten Momenten Leistungen abrufen kann, die eine Simulationshypothese in ein leicht verdauliches Gericht verwandeln?
Nichts erscheint mir langweiliger, als das Verspeisen vorgekochter Zutaten mit dem abschließenden Teller-auf-die-Seite-schieben, wenn doch das "Simulationsgratin" im Ofen Spannung verspricht.

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Der Beobachter verändert den Lauf der Dinge, zumindest physikalisch.

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