Neuralink - was ist dran?

Liebe Leute,
erstaunlicherweise hat in der DACH-Community noch niemand das Thema BCI (Gehirn-Computer-Interfaces) und die aktuellen Entwicklungen bei Elon Musks Firma Neuralink thematisiert (oder ich habs übersehen). Daher will ich das hier versuchen, denn die Auswirkungen könnten fundamental für uns alle sein!

Vor ein paar Tagen hatte Elon Musk in seiner Eigenschaft als CEO von Neuralink angekündigt, binnen 6 Monaten in die klinische Phase der Entwicklung seiner Neuro-Implantate einzutreten, mit anderen Worten, er will bis dahin erstmals seinen Prototyp an Menschen ausprobieren. Dieser Zeitrahmen ist aber mit Vorsicht zu geniessen, hatte er das Gleiche auch schon für 2020 und 2022 angekündigt (1).

Sein Anspruch ist dabei groß, wie man es auch in anderen Bereichen von ihm gewohnt ist. Er behauptet nicht weniger, als dass von Geburt an Blinde wieder sehen werden können, indem die Sehrinde entsprechend stimuliert wird! Das wäre eine wirkliche Sensation. Andere Anwendungsmöglichkeiten sind z.B. Opfer von Querschnittlähmungen, deren funktionsgestörte Wirbelsäule durch Neuroimplantate quasi überbrückt werden soll.

Wie es funktioniert

Der bisher vorgestellte Prototyp, "Link" genannt, ist ein ringfömiges Ding mit ca. 3cm Durchmesser, das einen upgradefähigen (2) Chip, eine drahtlos aufladbare Batterie und ein Funkmodul beherbigt, und das so in die Schädeldecke eingesetzt wird, dass es einen kreisförmigen Ausschnitt nahtlos ersetzt. Außer einer kleinen Narbe unter den Haaren sollen keine Spuren von der OP bleiben. Trotzdem, es wird dauerhaft ein Stück Schädeldecke durch ein Plastikteil ersetzt - keine Kleinigkeit, finde ich.
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https://neuralink.com/approach/
Vom Chip ausgehend sind viele, extrem feine Drähte mit insg. >1000(!) Elektroden daran, die direkt in die Nähe von Neuronen platziert werden und deren Signale empfangen und sie auch stimulieren können. „Es ist wie ein Fitbit mit feinen Drähten in Ihrem Kopf“ meinte Musk bei der Präsentation (siehe Video, 3), was eigentlich nicht korrekt ist, wenn bei Blinden die Sehrinde stimuliert werden soll, um Bilder zu übertragen. Die einzelnen Drähte werden von einem eigens dafür entwickelten Präzisions-Chirurgieroboter derart genau platziert, wie es keine menschlicher Chirurg könnte. In dieser Ansicht stehen die Kreise für geplante Insertionsstellen, wobei die dunklen Strukturen Blutgefäße darstellen, deren Verletzung zu vermeiden ist.
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Standbild des Videos s.u.

Per Bluetooth ist der Chip dann verbunden mit einer Smartphone-App, mit der das eigene Gehirn trainiert werden kann, durch Gedankenbefehle das Handy zu steuern bzw. über das Handy verbundene Eingabegeräte wie Tastatur & Maus, oder eben Prothesen für z.B. Gelähmte oder Amputierte. Wie gut das funktioniert, hat Neuralink schon vor 2 Jahren gezeigt mit dem "Pong" spielenden Affen, der den Balken nur mit Gedankenkraft steuert.
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https://swarajyamag.com/insta/watch-neuralink-chip-implanted-monkey-plays-ping-pong-with-his-mind

Noch sind die Kosten sehr hoch, aber Musk ist bekannt dafür, entsprechend zu skalieren, um die Kosten zu senken.
Parallel dazu nimmt Neuralink schon Patientendaten in ein Register auf, um später daraus Patienten für die klinischen Studien zu rekrutieren. Jeder kann sich anmelden (innerhalb der USA).

Andere Firmen arbeiten ebenfalls an BCIs, sind aber Neuralink weit hinterher. Z.B. sind die Elektroden einer von der FDA zugelassenen device 800x größer als die des Links (4). Und keines der anderen, in Entwicklung stehenden Geräte hat die Kapazität, über 1024 separate Neuronenimpulse in Echtzeit drahtlos zu übermitteln.
Es ist schon ziemlich bemerkenswert, was Musk da - von Null started - auf die Beine gestellt hat.

Dabei muss man sich im Klaren sein, dass diese medizinischen Anwendungen nur die ersten sind - moralisch nicht anfechtbar und frei von jeder "Bösartigkeit", um die Technologie zu testen, zu etablieren und falls sie sicher und verlässlich ist, sie in einer zweiten Phase auch in Gesunden einzusetzen (Musk selbst will sich auch ein Implantat einsetzen lassen). Denn er hatte wiederholt gemeint, die einzige Möglichkeit, mit KIs gleichzuziehen, ist, sich direkt mit ihnen zu verbinden. Das mag Musks tatsächliche, fast schon naive Vision sein, aber andere, mehr machtorientierte Gruppen haben sicher noch ganz andere Anwendungsmöglichkeiten im Hinterkopf.

Hier ist die komplette, fast dreistündige Präsentation von Neuralink:

Übrigens, wenn man mit Google nach Neuralink sucht, sticht einem das ins Auge.
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Offenbar will Google Elon Musks Unternehmen in ein schlechtes Licht rücken (cui bono?), und Neuralinks eigene Stellungnahme zu den Vorwürfen taucht in den Suchergebnissen und den Artikeln nicht auf. Klar, Tierleid ist schlimm, aber hätte man bei den Corona-Geninjektionen mehr Tierversuche vorab gemacht, wäre man vielleicht rechtzeitig draufgekommen, wie schädlich diese Substanzen sind, und hätte Zehntausende Menschen vor Leid und Tod retten können. Im Zweifel ist mir Tierleid lieber als Menschenleid. Wer grundsätzlich gegen Tierversuche ist, darf ausserdem kein einziges Medikament mehr einnehmen, denn für alle werden Tierversuche vor der Zulassung vorgeschrieben.

Aber sind die Neuralink-Produkte es wert, dafür Tierleid in Kauf zu nehmen? Ich finde ja! Wahre Innovation geht immer einher mit Nebenwirkungen. Z.B. hätte man auch die Dampfmaschine oder die Motorisierung wegen der Abgase verbieten können. Dann hätten wir heute noch Pferdekutschen als einziges Transportmittel. Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der aus Rücksichtnahme jede Innovation grundsätzlich im Keim erstickt wird. Solange niemand gezwungen wird, sich ein Neuroimplantat einzusetzen, sollte die Entwicklung dieser Technologie nicht sabotiert werden, denn wir können noch gar nicht abschätzen, welche positiven Wirkungen diese haben können (wir wir es bei den Smartphones auch nicht konnten).

Die ethischen Fragen sind aber immens, und wie es auch bei der Gentherapie zu erwarten ist, kann eine Technologie irgendwann so etabliert sein, dass sozialer Druck entsteht, sie zu benutzen (oder extreme Nachteile für solche, die sich weigern (siehe den Film "Gattaca" und viele andere). Dem gilt es, entgegenzuwirken.
Denn die Befürchtung, dass Neuroimplantate benutzt werden, um die Menschen noch besser zu kontrollieren, ist nicht aus der Luft gegriffen. Für dieses Horrorszenario sorgt Klaus Satan Schwab selbst, wenn er von der "Vierten Industriellen Revolution" spricht, bei der die "Grenzen zwischen der physischen, der digitalen und der biologischen Welt" immer stärker durchbrochen werden (5), er also den Transhumanismus forciert.
Was mir dabei Sorge bereitet ist 1) die absolute Kompromißlosigkeit, bei der die Eliten vorgehen, die keinerlei Skrupel haben, ganze Länder in sinnlose Vernichtungskriege zu treiben oder Massenexperimente an Menschen durchzuführen und 2) die technische Möglichkeit, dass die implantierten Elektroden nicht nur "lesen", sondern offenbar auch "schreiben" werden können. Dass es technisch machbar ist, daran zweifle ich nicht. Ist schon die Vorstellung, dass Konzerne die Gedanken der User direkt lesen können (auch Mark Zuckerbergs Facebook arbeitet seit Jahren daran (6)!) frankensteinesk, aber die Gedanken auch zu beeinflussen, ist der eigentliche Albtraum. So könnte man z.B. den Menschen das Verlangen nach Fleisch oder Autofahren per Gedankenkontrolle wegnehmen, alles natürlich "der Umwelt wegen" - und nicht wenige würden das sogar befürworten! Die Gehirnwäsche hat ja schon längst begonnen und auch ohne Hightech ist sie vielerorts auf fruchtbaren Boden gefallen. D.h. Gedankenkontrolle passiert heute schon! Wer würde sich ansonsten freiwillig an eine Straße kleben?

Die eigentliche Frage ist nicht, ob diese Technologie, wenn sie ausgereift ist, auch derart missbraucht werden wird. Wenn sich nicht bald ein globaler Widerstand gegen den Transhumanismus bildet (auch wenn er sich gar nicht so nennt), halte ich es leider für sehr wahrscheinlich. Stattdessen ist die Kernfrage, ob trotz des Mißbrauchs die (heute noch nicht absehbaren) positiven Effekte der BCIs den Schaden, den sie anrichten, überwiegen werden. Das Internet wird auch heute benutzt sowohl, um die empfänglichen Massen via social media zu manipulieren, aber auch, um dagegen Widerstand zu organisieren und Zugang zu unterdrückten Meinungen zu ermöglichen. Niemand kann heute die Folgen der BCIs abschätzen, daher sollte man diese Dinger nicht zu voreilig verdammen.

Wem das Thema doch zu sehr nach Science Fiction klingt, soll mal in der Vergangenheit nachsehen, was früher alles für unmöglich gehalten wurde:
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Twitterfund

Quellen:
(1) https://www.heise.de/news/Brain-Computer-Interfaces-Musk-will-Versuche-an-Menschen-in-6-Monaten-starten-7363027.html
(2) Zitat Musk: "Niemand will ein Iphone 1 in seinen Kopf eingepflanzt haben, wenn ein Iphone 14 draussen ist", daher ist die Upgradefähigkeit essentiell.
(3) https://www.rtl.de/cms/neuralink-elon-musk-stellt-funktionierenden-gehirn-chip-vor-4604323.html
(4) https://neuralink.com/approach/
(5) https://www.der-bank-blog.de/die-vierte-industrielle-revolution/buchempfehlungen/23929/
(6) https://www.basicthinking.de/blog/2019/08/07/facebook-gedanken-lesen/

Witness-Update:
Derzeit bin ich noch am erneuten Runterladen der kompletten BLockchain (dauert 3-4 Tage). Das war notwendig, da der erste Server zuwenig Speicher hatte, um das kleine, zusätzliche Preis-feed-Script auszuführen (😱). Morgen abend sollte ich dann wieder online sein! Danke für Euer Vertrauen und die vielen Votes!!



17 comments
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Danke für den Einblick! An Transhumanismus, der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, wird ja schon lange gearbeitet. Aber dass auch hier Elon Musk vorne dran ist, wusste ich bisher nicht.

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Darin besteht (für mich) ein Teil seiner Faszination, dass er so viele Sachen gleichzeitig machen kann. Chef von Neuralink, SpaceX, Tesla und Twitter - irre.

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ein Implantat wird schon deswegen notwendig weil man gegen den Cyborg Nachbarn nicht mehr kompetitiv sein würde. Vermutlich würde der Zugang zu Schlüsseltechnologien sich um diese Schnittstellen entwickeln sofern sie möglich wären (bin ich mir nicht so sicher). Möge der den ersten Stein schmeißen der hier kein Smartphone hat.

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Guter Punkt. Geht auch ohne Smartphone, aber man fällt schon auf. Vor allem für Frauen unter 40 ist es suspekt wenn man kein WhatsApp/Instagram besitzt.

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i wont let any of those chips gets close to my brain... nononono... imagine what a hacker could do

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Erstmal ein Vote dagelassen. Zum lesen werde ich erst später oder morgen kommen. Ist gerade leider bissel viel zu tun.
!PIZZA

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Ein sehr interessanter Bericht! Was mich am meisten interessiert ist dieser Satz und ob es da schon Antworten oder Vermutungen zu gibt.

"aber andere, mehr machtorientierte Gruppen haben sicher noch ganz andere Anwendungsmöglichkeiten im Hinterkopf."

LG Michael

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Ich trage hier ein kleines Problem mit mir herum, dass sich mir nichts, dir nichts nicht so einfach abschütteln lässt. Ich traue von Menschenhand erschaffener Technik nur bedingt über den Weg. Autos werden inzwischen zu beinahe 80 % durch programmierte Roboter zusammengebastelt. Wieso passiert es dann immer noch, dass die sogenannten Montagsautos oder gar die komplette Baureihe mit gravierenden Mängeln ausgeliefert werden? Wer verleiht mir also die Sicherheit, mit diesem winzigen Einbau mein Leben angenehmer gestalten zu können und nicht als Zombie missbraucht werde?
Ich unterhielt mich kürzlich mit meinem Übersetzer für Belletristik und Lyrik, der seit Kindesbeinen erblindet ist, über diese Möglichkeit, wieder das Sehvermögen zu erlangen. Die Antwort des Mannes in komprimierter Form: „Ich habe mich mit meinem Leben, so wie es ist, bestens arrangiert. Möglicherweise ist es sogar besser, wenn ich nicht sehe, wie die nette Bedienung, die mir jeden Tag den Kaffee serviert, live und in Farbe aussieht. Und außerdem, dann wäre ich mit einem Schlag all die Privilegien los, an die ich mich so wunderbar gewöhnt habe.“
Zumindest, was die Bedienung betrifft, kann ich ihm rundum zustimmen. Da jedoch ohne Privilegien – aber dafür mit Sehkraft ausgestattet, muss ich es so akzeptieren, wie dieser Mann es mir dargelegt hat.

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Interessante Sichtweise (Verzeihung für das Wortspiel).
Ein gesundes Mißtrauen ist immer angebracht!

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Hier gibt es überhaupt nichts zu verzeihen, da die von mir zufällig ins Spiel bezogene Person, über einen solchen Wortwitz verfügt und diese Art von Sprachgebrauch als nonchalant und akzeptable empfindet.
Ich fragte mich lediglich, wie viele Besen es braucht, um den Weg vor mir frei von Zweifeln zu bekommen?

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