Liebe Naturfreunde,
nachdem es zum kalendarischen Frühlingsbeginn am 21. März noch einmal geschneit hatte (Bericht hier), war der April bis jetzt wettermäßig auch nicht besonders, mit mehr Schnee- und Regentagen als Sonnentagen.
Aber der Natur ist das Wetter offenbar egal, die denkt in anderen Größenordnungen und wie jedes Jahr um diese Zeit beginnt der Wald zu ergrünen. Das frische Grün finde ich fast die hübscheste Farbe überhaupt.
Dieser Baum ist schon vor einiger Zeit gestürzt, aber ein Teil des Wurzelsystems ist intakt geblieben, sodass auch er als Liegender austreibt - ein schönes Symbol für die Widerstandskraft der Natur.
Apropos umgestürzter Baum - dieser hier sieht aus, als ob er nicht auf natürlichem Weg (durch Blitzschlag oder einen Windstoß) gefällt wurde, sondern durch einen Biber. Was meint Ihr?
Das Scharbockskraut oder auch Feigwurz (Ranunculus ficaria) ist jetzt im Wienerwald allgegenwärtig. Auch in unserem (naturbelassenen) Garten wächst es wild:
Wie die Salweide und der Haselstrauch ist das Scharbockskraut für Bienen eine wichtige Futterpflanze im frühen Frühling.
Der Name Scharbock kommt von Skorbut, denn im Mittelalter, wenn nach einem langen Winter Vitamin C-Mangel herrschte, nutzte man die Blätter aufgrund ihres Gehalts an Vitamin C. Aber Achtung: Die Blätter müssen geerntet werden, bevor die Pflanze die markanten gelben Blüten entwickelt! Während der Blüte steigt der Gehalt an Protoanemoin (ein Gift, das alle Hehnenfußgewächse enthalten) stark an. Schleimhautreizungen können die Folge sein.
Vor der Blüte ist die Konzentration an Protoanemoin noch meist harmlos. Jedenfalls soll man sie roh genießen, da ansonsten das Vit. C zerstört wird. Sie helfen angeblich gegen Frühjahrsmüdigkeit. Früher wurde auch zu Hungerszeiten aus den Wurzeln (die Pflanze bildet Rhizome) Mehl zum Brotbacken hergestellt.
Einer der ersten Frühlingsanzeiger ist auch die weiße Stern-Magnolie (Magnolia stellata) in unserem Garten. Auch die war heuer relativ spät dran.
Der Bärlauch (Allium ursinum) verleiht dem Wienerwald im März/April einen ganz typischen Knoblauchgeruch! Der Bärlauch ist vermutlich das auch heutzutage noch am meisten wild geerntete Gemüse. Immer wieder sieht man Leute beim Sammeln der Blätter, der Vorrat ist aber auch wirklich riesig und es ist genug für alle da. Die Blätter werden in Salat gemischt, wie Schnittlauch verwendet oder zu Suppen, Pestos oder Kräuterbutter verarbeitet.
Leider vergiften sich immer wieder Leute, die statt Bärlauch die tatsächlich ähnlich aussehenden Blätter der giftigen Maiglöckchen oder Herbstzeitlosen erwischen. Deren Blätter sind aber nicht matt, sondern glänzend und sie riechen auch nicht nach Knoblauch.
Diesen Hybrid der Lenzrose, auch Orientalische Nieswurz genannt (Helleborus orientalis),
hatte ich durch Zufall in einem Garten in unserer Nähe entdeckt. Die Pflanze ist hübsch, aber bei uns nicht endemisch. Am unteren Rand sind die bei uns viel typischeren Buschwindröschen zu sehen.
Die Buschwindröschen (Anemone nemorosa) bilden am Waldboden im frühen Frühling oft nette Blütenteppiche, solange die Blätter der Bäume noch nicht ganz entwickelt sind, wonach sie dann kaum mehr genug Licht bekämen. Wie die anderen Hahnenfußgewächse sind sie ebenfalls giftig. Sie werden im Volksmund auch "Hexenblumen" genannt, in manchen Alpenregionen soll es üblich gewesen sein, die getrockneten Blätter/Wurzeln zu rauchen, das konnte Rauschzustände und Halluzinationen bewirken.
Hier noch ein anderer Frühlingsblüher, der Hohle Lerchensporn (Corydalis cava), der gerne feuchtere Böden mag, z.B. in Nähe von Bächen.
Der Name kommt von den gespornten Krallen der Haubenlerche, außerdem haben diese Rhizompflanzen hohle Knollen. Auch diese Pflanze ist giftig - die Knollen enthalten Alkaloide, vor allem Bulbocapnin. Extrakte wirken, bei korrekter Dosierung, leicht sedierend.
Quellen:
https://www.kostbarenatur.net/anwendung-und-inhaltsstoffe/gewoehnliches-scharbockskraut/
https://www.gaissmayer.de/web/welt/gartenmagazin/eine-bluete-fluechtig-wie-der-windhauch/
https://de.wikipedia.org/wiki/Hohler_Lerchensporn
Alle Fotos by @stayoutoftherz