RE: Gedanken zur Simulationshypothese

You are viewing a single comment's thread:

Spannendes Thema.

unser Universum selbst basiert letztlich auf Ja/Nein-Entscheidungen. Wie schon der Physiker John Archibald Wheeler 1889 dargelegt hat (1), können alle Fragen des Universums mit Ja oder Nein beantwortet werden, wenn man nur lange genug nachfragt.

Wenn Fragen so simpel gestellt werden, dass sie mit Ja oder Nein beantwortet werden können, welcher Art Fragen sind denn das?
Klar, man kann eine Frage formulieren, etwa "gibt es Gott"? Dann aber wäre eine Ja, Nein Antwort irrelevant, da man es weder beweisen noch nicht beweisen kann, wie du auch schon erwähntest.

Die Frage nach einer Schöpfung der Welt, danach, wie das Universum entstanden ist, könnte man als irrelevant bezeichnen, weil man es eben nicht wissen wird. Dazu zählt meiner Ansicht auch die Frage danach, ob wir in einer Simulation leben. Es ist dieselbe Frage nach einem Schöpfer, nur mit einem anderen Begriff. Ob "Simulation" oder "Schöpfung" oder "Gott", alle meinen im Grunde genommen eine (nach menschlichem Maßstab denkend und handelnde) Omnipotenz.

Es kann natürlich sein, dass irgendwann irgendwer meint, endlich zu wissen, wie das Universum entstanden ist, nur müsste dann darüber weltweit Einhelligkeit herrschen. Was nicht passieren wird. Da die Menschheit als Ganzes keine Einhelligkeit praktizieren kann. Weil ansonsten alle alles miteinander teilen, mit denselben Erfahrungen unter denselben kulturellen, geologischen und sozialen Bedingungen leben müssten, um solch Einhelligkeit zu empfinden. Alle müssten beispielsweise dieselbe Sprache sprechen.

Nehmen wir aber nun mal an, es wäre so. Alle dächten dasselbe, wären sich vollkommen einig, es gäbe keinerlei Debatte oder Widerspruch zu der Erkenntnis, dass unser Leben eine Simulation ist oder dass wir genau wüssten, wie das Universum entstanden ist. Und dann? Wenn Leben sich selbst erklären kann, gäbe es keinen Unterschied mehr zwischen Beobachtung und dem Beobachteten und alle wären schließlich "Gott". Aber versteht Gott sich etwa vollkommen selbst?

Das aber kann man durchaus jetzt schon so betrachten, dass wir alle Gott sind, denn auf einer nicht sprachlichen, nicht rechnerischen, nicht erklärbaren, nicht in Kodierung zu bringende Sprache, jenseits aller Sprachen und Erklärungen bleibt das Unerklärliche, Unerwähnbare, Unaussprechbare, Unberechenbare als lediglich eine Ahnung, ein ständiger Hintergedanke übrig und das macht uns in gewisser Weise alle zu Göttern. Keine Omnipotenz, sondern lediglich eine Potenz, ein Potenzial.

Ohne, dass dabei irgendeine singuläre Allmacht im Spiel ist, keine Hierarchie, kein Potentat in dem Sinne, dass man nur mit dem Finger schnippen und alles vernichten oder wieder errichten könne. Eher ein unermessliches Staunen, die Überraschung darüber, dass Leben möglich ist, da alles Lebendige im Universum gleichsam mit uns in Beziehung steht. Wir wissen nur nicht ganz genau, in welcher, weil sie sich nicht fixieren lässt. Die Natur einer jeden Beziehung :)



0
0
0.000
1 comments