Die wahren Aliens leben auf der Erde

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Liebe Steemianer,
kürzlich fand man auf dem Mars (wie auch schon 1976) wieder... nein keine Beweise, aber immerhin Indizien für mögliches Leben - seltsame, unerklärliche saisonale Schwankungen der Sauerstoff- und Methanspiegel der Marsatmosphäre!

Schon seit jeher fragt man sich, ob es außerirdisches Leben gibt. Wenn ja, warum wir dann noch keinem begegnet sind, diesen Widerspruch beschreibt das Fermi-Paradox. Ich persönlich bin ein Anhänger der "Dunkler Wald"-Theorie (es gibt zwar viele Zivilisationen, aber alle halten sich bedeckt, um die Gefahr einer Auslöschung durch technisch überlegenere, bösartige Zivilisationen zu minimieren).
Wer glaubt, dass das Leben auf der Erde einzigartig im ganzen Universum ist, kann an dieser Stelle aufhören, weiterzulesen, vielen Dank.

Für alle anderen stellt sich natürlich die Frage, wie Aliens aussehen könnten (bzw. im weiteren Sinn, ob sie auch auf Wasser und Kohlenstoff basieren oder auf komplett anderen Grundlagen, in welchem Fall man von noch exotischerem Aussehen ausgehen müsste). Die Frage, wie Leben überhaupt definiert ist, ist eine eigene Betrachtung wert. Gerade bei außerirdischem Leben könnten ja typische Merkmale wie Wachstum oder Vermehrung so langsam vor sich gehen, dass wir sie gar nicht bemerken würden. Eventuell haben wir im Vergleich zu anderen die Aufmerksamkeitsspanne einer Eintagsfliege, wenn überhaupt. Was, wenn ganze Stern-Nebel einzelne Lebewesen sind, deren Fortpflanzung über Jahrmillionen stattfindet - wir hätten keine Chance, mit ihnen zu kommunizieren. Oder was ist mit virtuellem Leben, das komplett innerhalb von sich selbst weiterentwickelnden IT-Systemen entsteht, wie die Lambertianer des in Greg Egans faszinierendem Roman Permutation City (dtsch. Titel "Cyber-City") beschrieben? Es gilt also zunächst wegzukommen von der anthropozentrischen Denkweise. Viele meinen ja, Aliens können gar nicht viel anders aussehen als uns bekannte Geschöpfe, denn sie benötigen auf jeden Fall Fortbewegungsmittel, Sinnesorgane, etc. - ich halte diese Grundannahme für Blödsinn.
Siehe dazu auch diesen post von @mattgroening!
Gerade in der Science Fiction-Literatur gibt es ja einiges an Kreativität, man denke nur an "Solaris" von Stanislaw Lem, wo ein planetenumspannender Ozean ein völlig unbegreifliches Lebewesen ist oder die Geschöpfe von Lem´s letzten Roman "Fiasko". Das Perry Rhodan-Universum, das vermutlich gar nicht als Literatur bezeichnet werden darf, kann zweiffelos mit einer Fülle an Exobiologie aufwarten. Bei Filmprojekten dagegen (die in der Regel stark kommerziell ausgerichtet sind), bleibt dann der größte Teil der Kreativität auf der Strecke wegen offensichtlicher Nichtumsetzbarkeit wirklich fremdartiger Aliengeschöpfe, oder einfach aufgrund der zu hohen Produktionskosten. Außerdem bevorzugt der 0815-Zuseher offenbar Aliens mit Augen und Mündern, damit über diese die in FIlmen so wichtigen Emotionen vermittelt werden können (z.B. "ET", aber auch die insektoiden Aliens des empfehlenswerten Films "District 9" konnten trotz der vermeintlichen Fremdartigkeit treuherzig dreinschauen). Nebenbei, auch Roboter werden von Hollywood gnadenlos vermenschlicht, siehe "Wall-E".
Tiefpunkt an Ideenlosigkeit sind zweifellos die Figuren im dennoch sehr beliebten Star Trek-Universum (ab 1966) und seinen diversen Spin-Offs und Nachahmern, bei denen die meisten Aliens extrem menschenähnlich waren mit mehr oder weniger gelungenen Gesichtsmasken. Ausnahme waren vielleicht die aus reiner Energie bestehenden Vorlonen oder die "Schatten", beide aus Babylon 5 (1993-1998):

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Sog. "Schatten" aus Babylon 5, die Verwandtschaft zu unseren Insekten lässt sich nicht leugnen (Quelle)

Auch seither gab es für echte SF-Fans nur wenige Ausnahmen vom Aliens = geschminkte Menschen-Axiom, wie etwa den US-Film "Arrival" aus 2016, bei dem die Aliens begrüßenswert unzugänglich waren (desser schwacher plot aber alles zunichte machte).

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Zwei Heptapoden aus "Arrival" (Quelle)

Da ist Hans Giger´s Designkonzept im Klassiker "Alien" aus 1979(!) selbst nach der langen Zeit noch herausragend.
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https://www.moviepilot.de/news/alien-alle-filme-in-der-richtigen-reihenfolge-1117005

Doch auch auf der Erde gibt es zahlreiche Organismen, die so aussehen, als ob sie eher aus einem SF- oder Horrorfilm entstammten, statt evolutionär auf der Erde entstanden zu sein. Das ist zumindest die gängigen Lehrmeinung, es gibt auch andere wie etwas die Panspermie-Theorie, für die allerdings noch keinerlei Beweise gefunden wurden.
Unsere eigenen Ozeane sind voll von bizarren Geschöpfen. Daran sollten sich mal die Kreativen in der Filmbranche ein Beispiel nehmen!

Hier ein Ding aus einem Unterwasservideo - keine Ahnung, was es ist (Vorschläge bitte in den Kommentaren):
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https://www.facebook.com/nautiluslive

Ein Vertreter der Dumbo-Oktopusse (Grimpoteuthis sp.), Tiefseekraken, über die noch wenig bekannt ist:
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https://www.facebook.com/nautiluslive

Ein Pelikanaal ist weder ein Pelikan noch ein Aal, sondern ein bizarres Tiefseewesen mit einem riesigen Maul und einem kescherartig vergrößertem Kiefer, mit dem er Kleintiere aufsaugt und verschluckt.
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http://ogrefish.blogspot.com/2010/12/gulper-eel-krill.html

Der Tiefsee-Anglerfisch (Caulophryne jordani) wurde erst 2018 erstmals per Video aufgenommen:
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https://www.mdr.de/wissen/umwelt/tiefsee-anglerfisch-video-100.html

Die Männchen dieser Art sind parasitisch und angewachsen an die Weibchen:
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https://www.mdr.de/wissen/umwelt/tiefsee-anglerfisch-video-100.html

Manche längst ausgestorbene Arten sind ebenfalls reichlich bizarr, wie dieses "Tullimonstrum" (Rekonstruktion), das vor ca. 300Mio Jahren gelebt haben soll und dessen systematische Zuordnung nach wie vor rätselhaft ist:
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https://www.sciencemag.org/news/2019/10/300-million-year-old-tully-monster-may-not-be-creature-scientists-thought-it-was

Der Riesenmante (Mobula birostris) darf in der Sammlung nicht fehlen durch sein fremdartiges aber gleichermassen elegantes Aussehen (vor allem in Bewegung). Diese Art ist die einzige in diesem Post, die ich mit eigenen Augen schon betrachten durfte (im indischen Ozean bei den Malediven). Eine Begegnung mit diesen tw. über 5m langen Tieren ist einzigartig und sehr bereichernd!
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https://www.simplemost.com/crazy-sea-creatures/

Dieser Vertreter der Elpidiidae (sea pig), verwandt mit den Seegurken, lebt am Meeresgrund und ernährt sich von pflanzlichen und tierischen "Abfällen":
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https://www.australiangeographic.com.au/blogs/creatura-blog/2017/10/sea-pigs-are-the-aliens-of-the-sea/

Manche Dinge zeigen sich erst mittels eines Mikroskops, wie dieser winzige Wurm, der bei hydrothermalen Quellen am Grund des Meeres lebt:
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https://www.fei.com/image-gallery/the-hydrothermal-worm/

Man hat den Eindruck, dass die Natur auf unserer Erde eine schier unerschöpfliche Kreativität hat, hier der Kopf einer im Wasser lebenden Moskitolarve. Wenn sie sich verpuppt hat, wird sie sich in eine blutsaugende Moskito verwandeln, das mit Abstand tödlichste Geschöpf, das die Menschheit kennt.
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https://cosmosmagazine.com/biology/micro-monsters-up-close-and-personal

Was sind für Euch die bisher "plausibelsten" Aliens in einem SF-Film / SF-Roman? Oder glaubt Ihr, sie sehen eher so aus wie ein Lebewesen der Erde?



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Du hast ein kleines Upvote von unserem Curation – Support – Reblog Account erhalten. Dieser wurde per Hand erteilt und nicht von einem Bot.
Du findest uns im Discord unter https://discord.gg/Uee9wDB

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Was keiner weiß, macht mich nicht heiß. In einem unendlichen Universum gibt es vermutlich zahllose Möglichkeiten, wie sich Leben entwickeln kann. In einem Multiversum ...

Habe auch kein großes Problem mit den weit überwiegend humanoiden Intelligenzen in Star Trek. Solange die Stories halbwegs gut geschrieben & umgesetzt sind, ist das schon OK.
Nerven tut mich da eher schon, wenn eine Menschenfrau ohne nennenswerte Muskelmasse oder Kampftechnik mehrere ausgebildete Klingonenkrieger verprügelt.

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Dazu kann man einiges mutmaßen - und das wird auch getan. Bis hin zur Ansicht, das das Leben auf der Erde selbst "ausserirdisch" im Ursprung ist.
Wie Leben auf anderen Planeten aussehen könnte, ist nicht absehbar. Gut möglich, das wir es erstmal gar nicht als Leben erkennen würden, weil es völlig anders aufgebaut ist als alles was wir kennen.

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Muss außerirdisches Leben zwangsläufig einen Körper haben so wie wir? Vielleicht gibt es Leben welches aus reiner Energie besteht?!

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krasser Artikel, toll umgesetzt. Biotisches Leben ist aber nunmal mehr als eine dissipative Sturktur. Selbstorganisation macht kein Leben aus und die computational universe hypothese/ idee u.a. durch Stephen Wolfram populär gemacht, welche @mattgroening da beschreibt, hatte ja auch nicht zum Ziel den Begriff des Lebens auszuweiten, sondern die Sicht auf Organisation zu generalisieren.

Ansonsten ist die Schneeflocke ein Lebewesen...dann ist alles Leben, das Universum ansich. Leben welches wiederum mit uns in biologische interaktion treten kann braucht schon gewisse Strukturen und die Bilden sich auch ähnlich aus. Das Linsenauge entwickelte kausal unabhängig mehrmals, "die" Lunge, Lymphe, ja vielleicht sogar das Nervensystem. Vielleicht entwickelte sich sogar das Leben hier auf Erden öfter (Abiogense) als es der zusammenhängede Stammbaum mit seinem gemeinsamen Ursprung suggeriert. Und dennoch läuft es immer wieder auf ähnliche stabile Zustande hinaus.

Wolfram hat in seinem Lebenswerk sogar über Simulation bewiesen, dass die Formen immer wieder in ähnliche Sturkturen aufgehen.

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(Edited)

Oder glaubt Ihr, sie sehen eher so aus wie ein Lebewesen der Erde?

Zumindest tun sie so, diese Schlawiner. 😎

Mir hat Dein Artikel viel Spaß gemacht zu lesen. Danke.

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Ein äußerst gelungener Artikel! Die Welt der Tiefseefauna ist überaus faszinierend!
Vielleicht lebt dort eine hyperintelligente Spezies, die mit uns primitiven Oberflächenmenschen nichts zu tun haben will.
Bezüglich deiner Frage bleibe ich agnostisch. Aber wenn tatsächlich Aliens auf der Erde landen, hoffe ich inständig, dass sie die Macht übernehmen und alle Zentralbanken und Regierungen abschaffen.

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Sehr cooler Artikel, wurde entsprechend gevoted.

~Sco

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