Im Buchenwald
Liebe Naturfreunde,
vor 2 Jahren war ich zuletzt im Nationalpark Kalkalpen (Bericht darüber hier).
Vor ein paar Tagen besuchte ich eine Stelle weiter nördlich im Park, wo sich das größte Buchenwald-Schutzgebiet der Alpen befindet und das seit 2017 UNESCO-Weltnaturerbe ist.
Die Buche
Mit Buchen sind übrigens die Rotbuchen (Fagus sylvatica) gemeint. Die Hainbuchen (Carpinus betulus), die oft , zusammen mit Eichen, im Wienerwald vorkommen, gehören dagegen zu den Birkengewächsen und gar nicht zu den Buchen. Die Buche ist der Baum, der sich seit der Eiszeit in Mitteleuropa besonders ausgebreitet hat (auch Klimaxbaum genannt). Das Wort Buch und Buchstabe kommt von der Buche, da die Germanen aus dem harten Buchenholz ihre Runenstäbchen geritzt haben. Buchenwälder beherrschten das Landschaftsbild Mitteleuropas, fielen aber seit dem Mittelalter der Forstwirtschaft zum Opfer, die die Fichte wegen des schnelleren Wachstums favorisiert. Auch wurde früher Buchenlaub gesammelt und als Stallstreu genutzt, in Ermangelung von genügend Getreide; die Wälder wurden regelrecht „leergefegt“ und dadurch fehlte den Buchenkeimlingen der Schutz vor winterlichen Frösten. Junge Buchenzweige mit den Blättern wurde auch als Viehfutter verwendet und getrocknet, als Winterfutter. All das hat dem Buchenbestand massiv geschadet. In Österreich ist die Buche nur mehr mit 12% vertreten (Tendenz aber wieder zunehmend), während die Fichte mit 57% dominiert (Quelle).
Buchen können über 300 Jahre alt werden - im Nationalpark wurde eine gefunden, die schon 546 Jahre alt ist! Buchenbestände reichen bis in ca. 1450 Meter Seehöhe, darüber setzen sich eher Fichten und Tannen durch.
Es ist übrigens gar nicht einfach, einen Wald zu fotografieren, wenn man mittendrin ist (wenn man sprichwörtlich den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht 😄).
Stehen die Buchen dichter, konkurrieren sie untereinander um das Sonnenlicht, bleiben schlank und werden höher, die unteren Äste sterben dann früh aus Lichtmangel ab...
...während freistehende Exemplare oft waagrechte Äste ausbilden.
Am "Wildnistrail Buchensteig", dem ich folgte, ging es immer leicht bergauf und bergab, zwischen 400 und 500m Seehöhe, hin und zurück waren es rund 20km.
https://www.bergfex.at
Das war ganz schön schlauchend, denn die ganze Zeit ging es über einen schmalen Weg an einem meist steilen Hang entlang, auch wenn der Weg wunderschön war. Den Buchen scheint die Hanglage überhaupt nichts auszumachen, sie wachsen auch noch an viel steileren Stellen als hier.
Ebenes Gelände war die Ausnahme, dafür umso willkommener.
An Lichtungen wird die Bodenvegetation üppiger und viele Pflanzen nutzen das Sonnenlicht, zum Beispiel die Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium).
Sehr auffällig sind auch die Blüten des Großblütigen Fingerhuts (Digitalis grandiflora).
Er ist sehr giftig, alle Teile enthalten herzwirksame Digitalis-Glykoside (Digitoxin und Digoxin), die auch in der Medizin bei Herzinsuffizienz eingesetzt werden (niedrig dosiert!).
Ebenfalls giftig, aber seltener zu finden (bei uns) ist der Wolfs-Eisenhut (Aconitum lycoctonum).
Die in ihm enthaltenen Alkaloide wirken neurotoxisch. Der Name kommt daher, weil früher Giftköder für Wölfe und Füchse daraus gemacht wurden.
Eine Steife Eberwurz (Carlina biebersteinii) mit Bienenbesuch.
Die gelben Blüten dazwischen sind Weidenblättrige Ochsenaugen (Buphthalmum salicifolium).
Auch Farne gab es reichlich, hier ein Wurmfarn (Dryopteris sp.) mit den typisch an der Blattunterseite angeordneten Sporangien, Sori genannt.
Ein weibliches, ca. 4cm großes Exemplar (die Männchen haben noch dickere Fühler) des an sich nachtaktiven Sägebocks (Prionus coriarius).
Er hat seinen Namen aufgrund der sägezahnartigen Fühler. Er ist kein Schädling. Die Larven ernähren sich über Jahre von Totholz, bis sie bis zu 6cm lang werden, dann verpuppen sie sich und die Adulttiere schlüpfen. Die nehmen gar keine Nahrung mehr auf, sondern suchen nur einen Partner zur Vermehrung und nach ca. 2 Monaten ist ihr kurzes Leben zu Ende (Quelle)!
Manchmal führte der Weg direkt bis zum Bach hinunter, der an dieser Stelle "Großer Bach" heißt. Dort gab es dann praktischweise einen Holzsteg, über den man bequem am Ufer entlang wandern konnte.
Einmal führte der Weg über diese, recht solide wirkende Hängebrücke, die beim Betreten aber mehr schwankte, als mir lieb war.
War da etwas? Wer kann es sehen?
Dieser Springfrosch (Rana dalmatina) hat sich recht gut getarnt! Wenn er sich nicht gerade bewegt hätte, hätte ich ihn 100%ig übersehen.
Unter den vielen Schmetterlingen war der Graubindige Mohrenfalter (Erebia aethiops) am häufigsten. Hier sitzen gleich 2 an einem Gewöhnlichen Wasserdost (Eupatorium cannabinum).
Auch diese unverwechselbare Blüte habe ich vor die Linse bekommen. Wer weiß, um welche Pflanze es sich hier handelt?
!pinmapple 47.80940 lat 14.46271 long Buchensteig im Nationalpark Kalkalpen d3scr
Quellen:
https://www.bergfex.at/sommer/oberoesterreich/touren/themenweg/60109,wildnistrail-buchensteig-reichraminger-hintergebirge/
https://de.wikipedia.org/wiki/Rotbuche
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Sehr schöner Ausflug. Ich mag Bücher und Buchstaben. Also auch Buchenholz, es strahlt Wärme und Wohlgefühl aus.
This is a very nice view
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Sehr schöne Bilder. Macht immer wieder Lust selbst in die Natur zu gehen und das zu genießen, was wirklich wichtig ist.
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Der passende Beitrag nach meinem Spaziergang durch den Eichenwald. Und Du hast Recht, fotografieren im Wald ist meist eine große Herausforderung. Meist gelingt es nicht, die besondere Stimmung, die besondere Atmosphäre wiederzugeben.
Da bin ich ja beruhigt, dass es nicht nur an meiner Beschränktheit liegt :)
Nee, liegt nicht an Dir. Liegt an den vielen Bäumen. Einen einzelnen Baum kann man ganz einfach fotografieren... also meistens.
Auf dem Bild kannst du einen der zahlreichen Zugänge zu einem Mischwald erkennen, der sich etwa 30 Meter von meinem Haus entfernt, einerseits auf der kroatischen Seite bis weit hinter Karlovac zieht und auf der anderen Seite tief nach Slowenien eindringt. Vornehmlich findest du darin Buchen (60%), Eichen (30%) , Kastanien und Weißbuche. Pilze und allerlei Pflanzen bleiben dabei unberücksichtigt.
Das Pflänzchen, nach dessen Namen du fragst, fühlt sich auch südlich der Karawanken pudelwohl. Und, wenn mich nicht alles täuscht, dürfte es sich hierbei um das Tollkraut/Tollkirsche handeln. So ganz hundertprozentig sicher bin ich mir zwar nicht - aber zumindest gebe ich mich selbstbewusst und werfe einen Kandidaten in die Runde.
Die Eule sitzt auf einer Buche.
Es ist noch hell. Die Sonne strahlt.
Sie freut sich auf die Nahrungssuche.
Dann wird ihr Einsatz ausgezahlt.
Die Mäuse, die im Dunkel rennen,
verfolgt sie immer schonungslos.
Und jede Maus muss dann erkennen.
Die Eule sieht trotz Gras und Moos.
Am Morgen nach dem großen Fressen
fliegt sie auf ihren Lieblingsast.
Die Pause ist dann angemessen,
sie döst so lange es ihr passt.
Die Mäuse könnten vor ihr tanzen.
Jedoch die Eule sieht sie nicht.
Sie bräuchten sich nicht zu verschanzen,
denn sie ist blind im Rampenlicht.
Doch wenn der Abendhimmel dämmert,
macht sich die Eule auf die Jagd.
Die Maus, die tanzt, die ist behämmert,
sie wird verspeist, bevor es tagt.
Richtig!
Du wohnst ja in einem wahren Paradies!
Dessen Erhaltung allerdings nur mit viel körperlichem Einsatz gewährleistet scheint.
Erleichtert werden die Anforderungen durch die anhaltende Landflucht, da die, welche unablässig nach mehr Asphalt und Beton gieren, immer weniger werden. Zurück bleiben die Alten und solche, die wissen, was sie einer intakten Natur zu verdanken haben.
Yay! 🤗
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Nach Deiner Frage zu antworten: kann es eine Belladonna sein? So ein schöner Name für die giftige Tollkirsche.
Du hast vor lauter Bäume den Wald gut getroffen und eine prächtige Reportage präsentiert, vielen lieben Dank dafür.
Danke!
Und ja, die Antwort ist richtig!
es gibt einfach viele schöne Orte, ob auf dem Wasser oder zu Lande ich bin immer wieder begeistert, was für schöne Aussichten wir genießen dürfen
Du könntest ein Buch schreiben! Ein ganz dickes großes Buch und das wäre sehr lehrreich und wahrscheinlich mit tollen Bildern bestückt ;-) Schmöckere mal in Ruhe ...
Wow, you got to see so much more on that trip than the cute froggie that you shared with us in my photo challenge :) Amazing pictures. The landscape looks so wild and green. But my favorite shot would probably be the one with the butterflies. Beautiful close up :) Good job capturing all of that. Happy to send a bit of extra support your way...
@tipu curate 2
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Many thanks!
„Unter Buchen sollst du suchen.“
Schöne Aufnahmen!
Wenn ich meine Waldfotos angucke, denke ich auch oft, es kommt nicht so rüber, wie ich es in der Realität gesehen habe. Aber gut, ich bin eben auch nur ein Hobbyfotograf mit nem Handy. Aber ich finde Deine Waldfotos trotzdem gelungen. Und ja, es ist wirklich nicht so einfach, den Wald gut zu fotografieren. Da bin ich, wie gesagt, ganz bei Dir.